Es gibt eine Standarduntersuchung der Deutschen Gesellschaft für Zahnheilkunde (DGZMK), die in den zahnärztlichen Richtlinien vor jeder Kieferorthopädie und jedem Zahnersatz bei Verdacht auf funktionelle Probleme oder stärkeren Änderungen der Okklusion vorgeschrieben ist.
Das Kausystem wird dabei auf Störungen innerhalb der Kieferbewegungen und der Zahnkontakte geprüft sowie Kiefergelenk und Kaumuskulatur untersucht. Ebenso erhält man mit Hilfe der klinischen Funktionsanalyse Informationen über Ursachen akuter Beschwerden und Schmerzen.
In einzelnen Fällen, wie z.B. einer Discusdislokation ( = kompletter „Bandscheibenvorfall“ im Kiefergelenk), sind zusätzlich zum Röntgenbild weitere bildgebende Untersuchungen (DVT, MRT etc.) sinnvoll.
Mit Hilfe zusätzlicher und differenzierterer Untersuchungstechniken aus der Manuellen Therapie, der Manuellen Strukturanalyse (MSA) können Veränderungen im Kiefergelenk bereits erfasst werden, bevor sie Schmerzen verursachen und man kann Risiken für geplante Behandlungen (Kieferorthopädie, Zahnersatz, Implantatversorgungen etc.) besser abschätzen. Zudem ist die Gewinnung von Informationen möglich, für die man sonst mehr bildgebende Verfahren benötigen würde, somit kann also überflüssige Strahlenexposition vermieden werden.
Um dies am Beispiel des Kiefergelenk-Knackens – eines häufigen Problems, mit dem uns Patienten aufsuchen – zu konkretisieren: Es wird nicht nur festgestellt, dass es knackt, sondern auch
- in welcher Phase der Bewegung es passiert,
- welche Strukturen daran beteiligt sind,
- wie sehr diese Strukturen bereits geschädigt sind,
- welche zahnmedizinischen Ursachen dazu geführt haben
- ob und wie diese Ursachen zu beheben sind,
- ob auch orthopädische Faktoren mit beteiligt sein könnten,
- ob wir als Zahnmediziner allein therapieren können oder interdisziplinär mit Orthopäden, Physio- bzw. Manualtherapeuten oder Osteopathen zusammenarbeiten müssen
- ob eine Therapie erfolgversprechend ist und vor allem auch, ob das Therapieziel stabil bleiben wird,
- welche Risiken in der Zukunft bestehen, z.B. für ggf. geplanten Zahnersatz etc…
Der Zusammenbiss kann in Echtzeit mittels einer 4-D Analyse (unter Einbeziehung des zeitlichen Ablaufs) auf Stärke und prozentuale Verteilung der Zahnkontakte schnell und schmerzfrei untersucht werden. Mittels dieses T-Scan-Gerätes können auch Veränderungen des Bisses nach orthopädischer und osteopathischer Behandlung erfasst werden.
Das Ziel ist die vollständige Wiederherstellung der ursprünglichen, unberührten und natürlichen Zahn-Kiefer-Funktion oder das Erreichen eines neuen individuellen neuromuskulären Gleichgewichts im Sinne eines adaptierten Systems.